Das Bestreben, neue hybride Ansätze für nachhaltige Gebäudekonzepte zu finden, ist nicht allein in Deutschland zu beobachten – wie ein Blick nach Finnland zeigt. Hier haben sich drei Akteure der Branche zusammengeschlossen, um kosteneffiziente und leicht reproduzierbare Strukturen aus hybriden Elementen zu schaffen.

Holz-Hybridbauweisen offenbaren ihr Potential vor allem im mehrgeschossigen Wohnungsbau, bei dem Holz derzeit noch eine untergeordnete Rolle spielt. Denn durch den Einsatz des natürlichen, ökologischen Baustoffs sowie die Substitution anderer Materialien entstehen Elemente und Gebäude, die mit einem hohen Vorfertigungsgrad und damit einer kurzen Bauzeit auf der Baustelle realisiert werden können. Der Materialverbund bedingt jedoch zugleich umfangreiches Know-how – sowohl der einzelnen Materialien als auch im Zusammenspiel. Vor diesem Hintergrund haben sich in Finnland drei Wissensträger zusammengeschlossen, die gemeinsam ein Forschungsprojekt zur Hybridbauweise gestartet haben: der dortige führende Hersteller von Betonfertigteilen Consolis Parma, das Wohnungsbauunternehmen Arkta Rakennus und Metsä Wood als führender Hersteller von Furnierschichtholz in Europa. Gemeinsames Ziel: die Entwicklung eines völlig neuartigen Hybridbaukonzeptes, das vor allem auf die Bedürfnisse des mehrgeschossigen Wohnungsbaus zugeschnitten ist und die Umweltauswirkungen des Bauens durch den Einsatz von Hybridstrukturen verringert. 

Emissionen in der Betonfertigung senken  

Die nachhaltige Entwicklung der Bauindustrie konzentriert sich auf Energie- und Materialeffizienz sowie auf kohlenstoffarmes Bauen und die Kreislaufwirtschaft.Die radikale Senkung der Klimaauswirkungen ist ein gemeinsames Anliegen der gesamten Baubranche. Im Einklang mit unserer Strategie haben wir Klimafragen in den Mittelpunkt unserer Entwicklungsarbeit gestellt. Unser Ziel ist es, die Emissionen jährlich um fünf Prozent zu senken und bis 2035 sogar zu halbieren, sagt Juha Rämö, technischer Leiter bei Consolis Parma. Daher gilt es, bei der Zusammenarbeit zwischen Parma, Arkta und Metsä, ein materialeffizientes und emissionsarmes Hybridbaukonzept zu entwickeln. In diesem Zusammenhang bedeutet Hybridbauweise die Kombination der besten Eigenschaften von Holz und Beton – sowohl in der Primärkonstruktion als auch in Fassadenlösungen. Denn auf diese Weise lassen sich Gebäude kohlenstoffarm, energiesparend, langlebig und kostengünstig gestalten. 

Anteil erneuerbarer Materialien erhöhen  

„Die Hybridbauweise ermöglicht es, den Anteil erneuerbarer Materialien im mehrgeschossigen Bau zu erhöhen, ohne die Effizienz des Bauprozesses oder die Leistungsfähigkeit der Lösungen zu beeinträchtigen. Das leichte, materialeffiziente und kohlenstoffspeichernde Holzwerkstoffprodukt Kerto® LVL von Metsä Wood eignet sich hervorragend für Anwendungen im Hybridbau. In Zusammenarbeit mit unseren Partnern haben wir die besten Voraussetzungen, um die effektivsten Gesamtlösungen zu finden“, erklärt Jussi Björman, Geschäftsführer bei Metsä Wood. 

„In Bezug auf die Klimaauswirkungen der gebauten Umwelt bedeutet der Übergang von fossilen zu erneuerbaren Rohstoffen, dass der Einfluss der eigentlichen Bauphase auf die Lebenszyklusemissionen des Gebäudes zunehmen wird. Daher werden strukturelle Lösungen und die Wahl der Baumaterialien in Zukunft eine immer wichtigere Rolle bei der Verringerung der Klimaauswirkungen der Bauphase spielen“, so Rämö. „Wir haben eine ganze Produktfamilie von emissionsarmen Betonprodukten auf den Markt gebracht, welche die materialbedingten Emissionen beim Bau erheblich reduzieren. In diesem Forschungsprojekt suchen wir nach neuen Wegen, um die Materialemissionen noch weiter zu reduzieren, indem wir neue Hybridstrukturen und die besten Eigenschaften verschiedener Materialien nutzen.“ 

Know-how aus der Praxis 

„Wir sind Experten sowohl im Beton- als auch im Holzbau und wissen sehr gut, wie sich diese beiden unterschiedlichen Baumaterialien verhalten. Durch die Nutzung dieses Know-hows wird es uns gelingen, Lösungen zu entwickeln, die die besten Eigenschaften von Holz und Beton mit dem neuen Hybridbausystem kombinieren“, sagt Marko Nikander, technischer Leiter bei Arkta Rakennus. „Wir agieren als Experte für die Baustelle und den Installationsprozess. Das übergeordnete Ziel des Forschungsprojekts ist es, kosteneffiziente und leicht reproduzierbare Strukturen aus kohlenstoffarmen Hybridelementen zu schaffen, die sowohl in Finnland als auch weltweit eine völlig neue Art des Bauens ermöglichen.“ 

Die Lösungen, die im Rahmen des Forschungsvorhaben entwickelt werden, werden künftig in einem Mehrfamilienhausprojekt in Finnland getestet.