Einsatz von Recyclingfasern in Tissue-Papieren nimmt weiter ab

Tissue-Papier wird zunehmend aus Frischfasern statt aus Recyclingfasern hergestellt. Dafür gibt es mehrere naheliegende Gründe.
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Wissen Sie, wie oft die Müllabfuhr Ihren Wohnblock anfährt, um den Altpapiercontainer zu leeren? Oder wie oft Sie mit einem Kofferraum voller alter Zeitschriften zum Recyclinghof fahren? Wahrscheinlich ziemlich selten, denn Verbraucher kaufen heute immer weniger Zeitungen und Zeitschriften. Noch vor zwanzig Jahren warf man fast täglich einen schweren Sack voll Papier in die Recyclingtonne.

Auch Anzeigenblätter oder Prospekte gibt es im Zeitalter der Onlinewerbung kaum noch auf Papier. Der Papierverbrauch in Unternehmen und Behörden ist ebenfalls zurückgegangen, da die Büros im Zuge der Digitalisierung zunehmend papierlos arbeiten und die meisten Dokumente mittlerweile elektronisch verarbeitet werden.

Anstelle von Recycling-Papier – also Papier aus Recycling-Fasern – werden bei der Herstellung von Tissue-Papieren heute zunehmend Frischfasern verwendet. Dies bedeutet, dass der Zellstoff aus reinen Holzfasern und nicht aus recyceltem Papier hergestellt wird.

Laut Jarkko Lindroos, VP Production bei Metsä Tissue, werden aktuell im Tissue-Papierwerk von Metsä Group in Mänttä sowohl Recycling- als auch Frischfasern verwendet, wobei der Anteil der Recyclingfasern stetig abnimmt.

„Dieser Abwärtstrend hält seit Jahren an. Mittlerweile werden beispielsweise alle weißen Produkte der Marken Lambi und Serla ausschließlich aus reinen Frischfasern hergestellt.“

Frischfasern bieten mehrere Vorteile

Die bessere Verfügbarkeit ist nicht der einzige Grund für die Verwendung von Frischfasern bzw. Zellstoff.

Wenn man Hygieneprodukte, d. h. Toilettenpapier oder Haushaltstücher, aus Recyclingfasern herstellt, muss das Rohmaterial sorgfältig von Druckfarben, Verunreinigungen, Heftklammern und dergleichen gereinigt werden. Andernfalls würde das Endprodukt die Hygieneanforderungen nicht erfüllen.

Die Deinking-Anlage, in der die recycelten Fasern verarbeitet werden, verbraucht Wasser, Strom und Chemikalien für die Reinigung der Fasern.

„Die Deinking-Anlage funktioniert wie eine große Waschmaschine: Bei diesem Verfahren wird viel Wasser eingesetzt, und es werden große Mengen an Energie und Chemikalien benötigt, um die Recyclingfasern für Hygieneprodukte nutzbar zu machen. Die Ausbeute liegt jedoch nur bei etwa 60 Prozent. 40 Prozent des Rohmaterials, das diesem Prozess zugeführt wird, werden also verschwendet“, erklärt Lindroos.

Im Vergleich dazu sind bei der Herstellung von Tissue-Papier aus frischen Holzfasern weniger Arbeitsschritte nötig, da die Fasern allein durch die Zugabe von etwas Wasser verarbeitet und dann direkt verwendet werden können.

Außerdem verschlechtern sich die Eigenschaften der recycelten Fasern bei jedem Recyclingvorgang, bis die Qualität der recycelten Fasern schließlich nach 5 bis 7 Vorgängen so stark abgenommen hat, dass sie nicht mehr verwendet werden können. Durch die Zugabe von Frischfasern kann jedoch die Qualität von Papieren aus Recyclingfasern verbessert werden.

„Die beste Qualität erhält man bei Produkten, die vollständig aus Frischfasern hergestellt sind“, sagt Lindroos.

Qualität zahlt sich aus

Ein weiterer Aspekt ist zudem, dass Recyclingpapier nicht selten über sehr weite Strecken transportiert wird. Bei Verfügbarkeitsproblemen muss es manchmal sogar aus dem Ausland nach Finnland importiert werden.

„Als Faustregel gilt: Je weiter das Papier transportiert wurde, desto schlechter ist seine Qualität“, so Lindroos.

Die Qualität des Rohmaterials spiegelt sich auch in der Qualität des Endprodukts wider. Nicht einmal die besten recycelten Fasern erreichen die Qualität von Frischfasern.

Tissue-Papier wird in der Küche und auf der Toilette verwendet. Ist der anspruchsvolle Verbraucher mit der Qualität unzufrieden, wechseln sie schnell zu einer anderen Marke. Bei hochwertigen Papierhandtüchern reicht mitunter ein einziges Blatt, um beide Hände zu trocknen. Wenn das Papier allerdings von minderer Qualität ist, zieht der Verbraucher ein Blatt nach dem anderen aus dem Spender.

Laut Lindroos merken viele Nutzer sofort, ob das Papier aus Recycling- oder Frischfasern hergestellt ist.

„Der Unterschied ist deutlich, denn die Qualität der aus Frischfasern hergestellten Produkte ist merklich höher.“

Der Großteil der Bäume wird zu Schnittholz

Forstunternehmen werden manchmal gefragt, warum es sich lohnt, alte Wälder für die Papierherstellung zu roden. Die Antwort lautet: Es lohnt sich nicht! Es ist allgemein bekannt, dass alte Wälder gar nicht erst abgeholzt werden sollten.

Metsä Group bezieht ihr Holz aus nachhaltig bewirtschafteten nordischen Wirtschaftswäldern. Das Unternehmen hat unter anderem Grundsätze für eine regenerative Forstwirtschaft aufgestellt, um sicherzustellen, dass sich der Zustand der Wälder nicht verschlechtert, sondern stetig verbessert. Auch der Erhalt der Wälder als wichtige Kohlenstoffsenken ist Metsä Group ein wichtiges Anliegen.

Selbst in Wirtschaftswäldern werden große Bäume hauptsächlich gefällt, um sie zu Schnittholz und Sperrholzfurnieren zu verarbeiten. Der Teil des Baumes, der nicht im Sägewerk verwendet werden kann, wird zu Zellstoff verarbeitet, der wiederum in Tissue-Papieren und ähnlichen Produkten zum Einsatz kommt. Das für Sägewerke ungeeignete Holz macht etwa ein Viertel eines großen Baumstammes aus, während etwa ein Sechstel auf Kronen und Äste entfällt.